Wer in der Eifel unterwegs ist, begegnet früher oder später der Geschichte des Zweiten Weltkriegs, besonders rund um die Region Hürtgenwald. In den Wäldern und Dörfern finden sich noch viele Spuren dieser Zeit, vom Westwall bis zu alten Bunkeranlagen. Manche sind überwuchert und schwer zu entdecken, andere erreicht man über kurze Wege.
Einer dieser Lost Places befindet sich in Simmerath: der Wasserbunker Jägerhaus, ein unterirdischer Wasserspeicher, der einst die umliegenden Westwall-Stellungen mit Trinkwasser versorgte. Er liegt gut versteckt im Wald und ist bis heute gut erhalten, auch wenn er längst außer Betrieb ist. Von hier aus kann die Wanderung ausgedehnt werden, z. B. zum Entlüftungsschacht Kallstollen oder zur Kalltalsperre mit dem Kaiserfelsen.
Dauer: ½ Stunde * Kilometer: 600 m * Schwierigkeit: Leicht
Bitte beachten: Zum Schutz der Fledermäuse dürfen die Innenräume des Wasserbunkers von Oktober bis März nicht betreten werden.

Startpunkt ist der Parkplatz „Jägerhausstraße“ (Google Maps). Von dort führt ein breiter Waldweg in Richtung Kalltalsperre, auf dem man unübersehbar auf ein Windrad zusteuert.

Für den Weg bis zum Wasserbunker brauchst du übrigens keine Wander-App. Gib den Standort einfach in Google Maps ein und folge der GPS-Navigation.

Falls du dort kein Netz haben solltest: Nach rund 300 Metern, etwa auf Höhe des Windrads, zweigt rechts ein schmaler Pfad in den Wald ab. Nach wenigen Schritten erreichst du den teils mit Stacheldraht umzäunten Bunker.
Der Wasserbunker wurde Ende der 1930er-Jahre als Teil des Westwalls gebaut. Er diente als unterirdischer Hochbehälter, also als großer Trinkwasserspeicher, um die umliegenden Westwall-Stellungen und Mannschaften mit Wasser zu versorgen. Im Inneren liegen drei separate Becken, jedes fasst rund 75 m³ und ist über Überläufe miteinander verbunden.

Wenn man heute durch diesen Forst läuft, das moderne Windrad im Hintergrund, ist es schwer vorstellbar, dass hier vor gut 80 Jahren einer der verlustreichsten Kämpfe des Zweiten Weltkriegs stattfand. Im Herbst 1944 lieferten sich amerikanische und deutsche Truppen in der Schlacht im Hürtgenwald wochenlange, erbitterte Gefechte. Historiker:innen schätzen die Verluste beider Seiten zusammen auf rund 30 000 Menschen – Gefallene, Verwundete und Vermisste.
Nach dem Krieg blieb der Wasserbunker erhalten, weil er weiterhin für die zivile Wasserversorgung der umliegenden Eifeldörfer genutzt wurde. Erst mit dem Bau neuer Wasser-Hochbehälter in den 1970er-Jahren verlor der Bunker seine Funktion und steht seitdem still. Heute dient er in erster Linie als geschütztes Winterquartier für Fledermäuse (Oktober bis einschließlich März – bitte die Räume nicht betreten in dieser Zeit).

Der Bunker hat eine Grundfläche von rund 17 × 17 Metern und beherbergt drei große Wasserbecken, die jeweils über Überläufe miteinander verbunden sind. Der hier betretbare oder besser gesagt sichtbare Vorraum misst rund 8,4 × 2,5 Meter; hier befanden sich früher die Elektrik und die Wassertechnik.

Wenn du also in diesem Gebiet unterwegs bist, sei dir bewusst, dass du hier nicht einfach nur einen verlassenen Wasserbunker oder Lost Place besichtigst, sondern auf Boden stehst, auf dem unzählige Menschen gekämpft und viele ihr Leben verloren haben.

Nach ein paar letzten Blicken in den stillen Wald geht es wieder zurück auf den Hauptweg. Auf derselben Strecke bist du in gut zehn Minuten wieder am Parkplatz Jägerhausstraße, sofern du keine längere Wanderung anschließen möchtest.
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